Reisebericht Südwesten der USA – Tag 9

28.04.2014 – Von großen Erdfalten und versteinerten Goblins

Tagesmeilen: 192
Gesamtmeilen: 729

Capitol Reef National Park

Fotogalerie Capitol Reef National Park

Capitol Reef National Park

Die Nacht ist sehr frisch gewesen, selbst am Morgen lagen die Temperaturen nur bei 5°C. Getreu dem Motto, wer friert muss sich bewegen, trieb es uns um 7 Uhr aus den Federn. Getankt hatten wir gestern schon, so konnten wir nach einem ausgiebigen Frühstück die Anker lichten. Bis zum Capitol Reef National Park war es nicht mehr weit. Ein paar Meilen östlich von Torrey erblickten wir bereits die ersten Felsklippen. Die Morgensonne zauberte mit den ersten Strahlen wunderschön kräftige Farben auf die roten Klippen aus Wingate Sandstein. Gemischt mit den weißen Domen aus Navajo Sandstein verleihen sie dem Park schon eingangs sein außergewöhnliches Erscheinungsbild. Vom guten Licht getrieben nutzten wir den links ausgeschilderten Panorama Point für einen kleinen Fotostop.

Vielleicht an dieser Stelle etwas zu unserem Zeitplan. Viele Touristen schenken dem Park nicht viel Aufmerksamkeit und fahren mehr oder weniger nur durch ihn hindurch. Wir wollten das nicht tun und uns wenigstens einen halben Tag gönnen. Heute Abend wollen wir noch einen Campground kurz vor Moab erreichen und vorher optional dem Goblin Valley State Park einen kurzen Besuch abstatten. Ein straffer Zeitplan also, wenn man bedenkt das wir noch knapp 200 Meilen fahren müssen.

Kurz nach unserem Fotostop erreichten wir das Visitor Center, welchem wir wieder einen obligatorischen Besuch abstatteten. Das Informationsangebot in den Visitor Centern ist in jedem Park ausgesprochen gut. Neben diversen Pins und anderen Andenken kann man hier auch gute Informationen zur Wetterlage, Tagesaktivitäten oder aktuellen Gegebenheiten abgreifen. Kartenmaterial und Flyer sind immer kostenlos für jeden erhältlich.

Capitol Reef – Hickman Bridge Trail

Hickman Bridge 360° Panorama
Hickman Bridge Fotos

Hickman Bridge

Durch die geografischen Gegebenheiten und damit verbundenen Sonnenstände beschlossen wir erst später den Scenic Drive zu fahren und davor die Wanderung zur Hickman Bridge anzugehen. Der Trailhead befindet sich ca. 2 Meilen östlich vom Visitor Center auf der linken Seite des Highway 24. Der Parkplatz ist relativ groß und mit einfachen aber sauberen Toiletten (Plumsklos) ausgestattet. Neben dem Hickman Bridge Trail startet hier auch der längere, schwierigere Rim Overlook Trail. Die ersten Schritte geht es entlang dem Freemont River, dem die Morgensonne ein goldenes Glitzern auf die Wasseroberfläche zeichnet. Nach den ersten Stufen wurde es wieder flacher. An verschiedenen Stellen lagen Boulders, ca. 30 cm große, schwarze Steinkugeln, verstreut in der Gegend herum. Von hier aus eröffnete sich auch ein schöner Blick auf den sich prominent erhebenen Capitol Dome. Bald darauf erreichten wir die Kreuzung von wo aus rechts der Rim Overlook Trail abzweigt. Die Temperaturen waren wieder auf einem angenehmen Niveau angekommen und brachten uns sogar etwas ins Schwitzen. Zu unserer Zeit konnten wir auch überall Wildblumen in ihrer vollen Blütenpracht bewundern die die sonst so karge Landschaft mit vielen Farbtupfern bereicherten. Es ging weiter leicht bergauf bis wir kurze Zeit später den Einstieg zum Wash, einem trockenen Flussbett, erreichten. Der Boden des Wash’s war relativ sandig, hier und da waren kleine Unterspühlungen und Höhlen, die darauf warteten entdeckt zu werden. Eine Zeit lang liefen wir im Wash weiter bis der Trail auf der linken Seite gemächlich bergauf aus dem Flussbett herausführte. Der Untergrund wechselte wieder von Sand zu festem Gestein. Nach kurzer Zeit konnten wir die ersten entfernten Blicke der nord-östlich gelegenen Hickman Bridge erhaschen. Bald darauf teilte sich der Trail zu einer Art Rundkurs der auf der rechten Seite unter der Brücke hindurch führte und dahinter wieder zu diesem Punkt zurückkehrte. Da war sie nun, unsere erster große Steinbrücke war zum Greifen nahe. Um diesen Moment auszukosten, legten wir vor der Brücke eine ausgiebige Pause ein und genossen dieses imposante Bauwerk der Natur. Der Rückweg führte uns unter der Brücke hindurch hinter den Felsen herum. Ein gelegentlicher Blick nach hinten eröffnete uns dabei immer neue Perspektiven der Brücke und der umgebenen Landschaft. Der Rückweg verlief auf gleicher Strecke. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir wieder unseren Camper und beendeten diesen kurzen und schönen Trail zur Hickman Bridge.

Höhenunterschied: 130m
Länge 2.2 Meilen
Zeitbedarf: 1-2 Stunden
Ausrüstung: Feste Schuhe, Sonnenschutz, Wasser
Beste Zeit: Frühjahr und Herbst, Vormittags bzw. später Nachmittag
Trailhead: 2 Meilen östlich vom Visitor Center
GPS: 38.288667, -111.228506

Capitol Reef – Scenic Drive

Es war langsam Mittagszeit, die Sonne hatte die Klippen entlang des Scenic Dirves längst passiert als wir wieder zum Visitor Center zurück fuhren. Unsere Zeit im Capitol Reef National Park neigte sich langsam dem Ende entgegen aber den Scenic Drive wollten wir unbedingt noch mitnehmen. Die ca. 16 km lange Stichstraße beginnt direkt hinter dem Vistior Center und verläuft in Nord-Süd Richtung. Die malerischen Obstgärten in diesem Bereich bieten eine willkommene Abwechslung. Die Obstbäume wurden ursprünglich von den Mormonen zur Eigenversorgung angepflanzt und später auch als Einnahmequelle genutzt. Boden und Klima lassen hier vornehmlich Äpfel, Aprikosen, Pfirsiche, Birnen und Kirschen gedeihen. Das hier gelegene Clifford Farmhouse bzw. dessen Scheune bieten ein hervorragendes Fotomotiv vor dem Hintergrund der rot leuchtenden Felsen. Die Giffords verließen 1969 als letzte Bewohner Fruitas das Anwesen und verkauften ihre Ländereien dem National Park Service. Nach der Restaurierung kann das Haus heute als Museum besichtigt werden.

Kurz danach liegt linker Hand der Fruita Camground. Mit seinen 71 Stellplätzen für Wohnmobile gehört er zu den First come first served Campgrounds und kann demnach nicht reserviert werden. Daher ist es immer angebracht, bereits am Vormittag vor Ort zu sein um sich rechtzeitig einen Platz zu sichern. Er bietet eine minimale Ausstattung. Dazu gehört eine zentrale Wasserversorgung sowie Gemeinschaftstoiletten ohne Duschen. Dafür liegt die Gebühr für eine Nacht bei gerademal 10 $ und das bei einer wirklich traumhaften Lage. Gleich gegenüber befindet sich der kurze und relativ steile Cohab Canyon Trail, dieser verläuft in den gleichnamigen Canyon und bietet sehenswerte Aussichten auf Fruita und die umgebene Landschaft. Wenige Meter hinter dem Camground befindet sich die Mautstation des Scenic Drives. Für Besitzer des National Park Passes wird keine Gebühr erhoben, alle anderen müssen per Umschlag 5 $ pro Fahrzeug bezahlen.

 http://www.nps.gov/care/planyourvisit/scenicdrive.htm

 Wir folgten den Scenic Drive weiter in südlicher Richtung. Direkt neben uns auf östlicher Seite verlief die Lange Felskante mit den klar zu erkennenden unterschiedlichen Gesteinsschichten. Ungefähr 2 Meilen hinter dem Campground erreichten wir den Abzweig zum Grand Wash.

 GPS: 38.256216, -111.232839

 Wer zum Trailhead des Grand Washs möchte, muss an dieser Stelle noch die 2 Meilen auf der Dirt Road (nicht asphaltierte Straße) zurücklegen. Der 4 Meilen lange Trail führt vorbei an den majestetisch steil aufragenden Felswenden bis hin zum Highway 24. Wir folgten dem Scenic Drive nach Süden. Die Straße schlängelt sich durch leicht hügeliges Gebiet in dessen Senken man getrocknete Flussbetten der letzten Flash Floods erkennen konnte. Wo die Möglichkeit sich bot, stoppten wir um diese malerische Kulisse fotografisch festzuhalten. Nur 4,5 Meilen hinter dem Grand Wash Abzweig erreichten wir das Ende des Scenic Drives mit einem kleinen Parkplatz und einem Toilettenhäuschen.

GPS: 38.208620, -111.194404

An dieser Stelle hat man die Möglichkeit hinter einer Schranke noch 3 Meilen der Dirt Road zur Capitol Gorge zu folgen. Eine schmale Schlucht umgeben von hohen Felswänden. Nur zur Mittagszeit fällt etwas Licht in die Schlucht, was sie den Rest des Tages im Schatten liegen läßt.

Wir pausierten hier etwas bevor wir mit unserem Camper den Rückweg angetreten haben. Der Rückweg hatte nochmal seinen ganz eigenen Reiz, da er die Landschaft in einer ganz anderen Perspektive präsentierte. In Summe haben wir für den Scenic Drive ca. 1,5 Stunden benötigt. Wer nicht viel Zeit für diesen Park eingeplant hat, sollte zumindest den Scenic Drive befahren um so wenigstens etwas von dieser reizvollen Landschaft mitzunehmen.

Nachdem wir den Scenic Drive verlassen hatten, begleiteten uns die steilen Felsklippen noch ein Stück bis wir letztlich aus dem Capitol Reef National Park heraus fuhren. Dem Highway 24 folgend Richtung Osten erreichten wir Hanksville, ein kleines Örtchen mit einem Supermarkt. Hier wollten wir unsere Vorräte auffrischen. Leider bekam die Inhaberin erst wieder gegen 17 Uhr neue Ware, weswegen wir uns nur mit wenigen Dingen versorgen konnten. Unter anderem nutzen wir die Gelegenheit, uns mit amerikanischem Dosenfleisch (SPAM) einzudecken.  In Hanksville biegt die 24 in nördlicher Richtung ab. Wir folgten diesem Verlauf bis nach ca. 20 Meilen rechts die Temple Mountain Road zum Goblin Valley abzweigt.

Goblin Valley State Park

Goblin Valley Fotos
Goblin Valley 360° Panorama 1
Goblin Valley Panorama 2

Goblin Valley State Park

Es war erst Nachmittag und wir hatten somit noch genug Zeit für einen Abstecher zum Goblin Valley State Park. Nach weiteren 5 Meilen bogen wir links auf die Goblin Valley Road ab, die uns bis zu unserem Ziel führte. Zwischendurch kamen wir unweigerlich am örtlichen Visitor Center vorbei. Da State Parks nicht im National Park Pass mit eingeschlossen sind, verrichteten wir gern unseren Eintritt von überschaubaren 8 $ pro Fahrzeug.

Kennzeichnend für das Goblin Valley sind die über 1000 pilzartigen Gebilde, die wohl auch an kleine Kobolde erinnern. Die verschiedenen interessanten Formationen und Gebilde machen dieses Tal zu einem Eldorado für Fotografen. Besonders Panoramaaufnahmen machen sich gut in diesem Tal. Die beste Zeit für schöne Urlaubsfotos ist der frühe Vormittag oder späte Nachmittag. Die Sonne steht dann noch relativ niedrig am Himmel und wirft schöne Schatten zwischen den Goblins. Um einen Eindruck zu gewinnen reichen in der Regel 1-2 Stunden. Wer das Gebiet aber noch ausgiebig erwandern möchte, sollte hier weitaus mehr Zeit einplanen. Richtig eintauchen in die Umgebung kann man aber erst, wenn man zwischen den großen, steinernen Pilzen steht und die einzigartige Atmosphäre auf sich wirken lässt.

Zurück auf dem Highway 24 legten wir die letzten 76 Meilen bis kurz vor Moab ohne weitere Stopps zurück. Unser Ziel war der Archview RV Resort & Campground. Nahe der Eingangsstraße 313 gelegen, war der Campground ein idealer Ausgangspunkt für unser nächstes Ziel.