Reisebericht Südwesten der USA – Tag 5

24.04.2014 – Zion National Park / Angels Landing
Meilen gesamt: 220

Zion – Angels Landing

Fotogalerie Wanderung zu Angels Landing
Panorama Angels Landing Scout Overlook
Panorama Angels Landing vor den Ketten
Panorama Angels Landing on Top

Nach der gestrigen Aufwärmübung zu den Emerald Pools, steht heute Angels Landing auf dem Programm. Mit seinen 5 Meilen Länge und den zu überwindenden 450 Höhenmetern ist der Trail um einiges schwerer als die Emerald Pools. Dennoch, wer im Zion gewesen ist, sollte auch einmal auf Angels Landing gestanden haben. Diesen Ausblick wird man so schnell nicht vergessen können.

Wir starteten um 8:30 Uhr am Watchman Campground. Nach nur 15-20 Minuten brachte uns der Shuttle-Bus vom Visitor Center aus zu unserem Trailhead „The Grotto“. Auf der anderen Seite der Straße befand sich eine kleine Holzbrücke über den Virgin River. Von hier aus hatte man schon einen guten Blick auf das heutige Tagesziel. Nach dem Überqueren der Brücke folgt man dem Weg am Virgin River entlang. Auf dem gut befestigten Trail kann man ein paar schöne Motive mit saftigen grünen Bäumen am Flusslauf mitnehmen.

Weg zu Angels Landing

Dem Weg immer weiter bergauf folgend, hat man an verschiedenen Stellen auch immer wieder schöne Blicke auf zurückliegende Wegstrecken. Auch wenn einem bergauf die Puste fehlen sollte, lohnt es sich das ein oder andere Foto zu machen. Auf dem Rückweg können die Lichtverhältnisse ganz anders sein. Nach ca. 2 km bei nahezu schattenlosen Strecken kommt der schattige, deutlich kühlere Abschnitt sehr gelegen. Der Weg biegt links in den Refrigerator Canyon ein. Die vielen Bäume und hohen Felswände bieten einen angenehmen Schatten und laden zur Pause ein. Wer noch keine gemacht hat, sollte hier die Möglichkeit nutzen. Die Wasserreserven sollten noch größtenteils vorhanden sein. Ich für meinen Teil hatte 3 Liter Wasser mit ein wenig Apfelsaft dabei. Auf vielen Hinweisen kann man immer wieder die Faustregel „1 Liter pro Stunde“ lesen. Letztendlich muss sich jeder selbst kennen, doch zu viel kann es nie sein, denn wegschütten kann man Wasser immer noch. Auch hat es sich für mich bewährt, für den Aufstieg 2/3 und für den Abstieg 1/3 Wasser einzuplanen. Kleine Energieriegel für zwischendurch können ebenfalls nicht schaden. Nach kurzer Verschnaufpause begann jetzt der körperlich anstrengendere Teil. Der zurückgelegte Weg kann dagegen nur als gemütlicher Spaziergang mit geringer Steigung bezeichnet werden. Die 21 steilen und sehr engen Serpentinen  (Walter’s Wiggles) überwinden an dieser Stelle einen gewaltigen Höhenunterschied und verlangen dem Wanderer einiges ab.

Walter Reusch, der erste Leiter des Zion National Parks hatte den Wunsch, den Canyon der Welt auch von oben zugänglich zu machen. Der Trail wurd zur damaligen Zeit mit einfachsten Werkzeugen in den Sandstein geschlagen. Nur mit einem Seil gesichert verdiente ein Arbeiter nur 3,50 Dollar für einen ganzen Tag, während er mit einem Presslufthammer arbeitend über dem klaffenden Abgrund hing. Pferde und Maulesel transportierten das Material den Berg hinauf um gleich darauf wieder von Unten Nachschub zu holen. Durch die Verwendung von ausschließlich natürlichen Materialien hat es den Anschein als ob der Weg schon immer da gewesen sein würde und fügt sich so perfekt in die Landschaft ein.

Scout Overlook

Nach bewältigen dieser Strapazen erreichten wir den Scout Lookout. Auf diesem, mit seinen 1630 Metern, schon relativ hohen Plateau kann man bereits richtig die Aussicht genießen. Man hat einen wunderschönen Blick auf das Bergmassiv von Angels Landing und tolle Aussicht in den steil abfallenden Canyon. Es lohnte sich auch hier eine längere Pause einzulegen, um diese herrliche Landschaft einfach in sich aufzusaugen, die ohne Frage einer der Höhepunkte dieser Reise dargestellt hat. An vielen Stellen konnte man kleine Blumen erspähen und gelegentlich posierten auch kleine Chipmunks für ein kurzes Fotoshooting.

Wer noch Puste, ausreichend Wasser und Tageszeit übrig hat, kann sich an die berüchtigten Ketten von Angels Landing wagen. Wenn es windig ist oder gar Eis auf dem Trail liegt, sollte man dieses Risiko nicht eingehen. In den letzten Jahren sind immer wieder Menschen verunglückt, die vielleicht bei schlechten Bedingungen und mit schlechter Ausrüstung ihre eigenen Fähigkeiten überschätzt haben. Auch auf unserem Trail haben wir hin und wieder Leute mit Badeschlappen und einer kleinen 0,5 Liter Flasche getroffen. Man kann nur hoffen, dass sie sich spätestens vor den Ketten ihres Risikos bewusst wurden und umgekehrt sind.

Warnhinweis

Die letzten Höhenmeter legten wir größtenteils kletternd an starken mit Eisenketten gesicherten Felsstufen zurück. Schwindelfrei sollte man auf diesem Abschnitt des Trails auf jeden Fall sein. Wenn man es ruhig angehen lässt, kann eigentlich nichts passieren. Selbst der nur ca. 1,5 Meter breite Felsgrat ist mit Ketten gesichert. An dessen Seiten kann man mehrere hundert Meter in die Tiefe schauen, eine wirklich grandiose Aussicht. Es ging stetig bergauf bis man über einem kurzen Kamm den Landeplatz der Engel erblicken konnte. Nur noch ein paar Meter und wir waren endlich am Ziel. Die Aussicht auf 1765 Meter ist atemberaubend oder eben einfach breathtaking. Im Tal kann man den Scenic Drive mit seinen winzigen Shuttle-Bussen sehen, daneben der glitzernde sich schlängelnde Virgin River. In südlicher Richtung ist in der Ferne unser Ausgangspunkt „The Grotto“ zu sehen, von wo aus wir vor einigen Stunden gestartet sind. Ringsum ein Panorama was man so schnell nicht vergessen wird und alle Mühen wert war.

Der Abstieg ist dagegen vergleichsweise kurz. Dennoch sollte auch er nicht unterschätzt werden. Gerade der Teil mit den Ketten ist bergab mit Vorsicht zu begehen. Man sieht an einigen Stellen kaum wo man hintritt, große Stufen und körperliche Erschöpfung erschweren den Abstieg vielleicht noch zusätzlich. Ein Drittel der Wasserreserven sowie ausreichend Tageslicht sollte noch vorhanden sein.

Angels Landing

Wir begannen ca. 14:30 Uhr mit dem Abstieg. Wir wollten nicht zu spät im Lager sein, denn heute sollte noch angeheizt werden. Unser erster Grillabend stand auf dem Plan. Rippchen, Würstchen und ordentlich Knoblauchbrot, dazu Budweiser und Cola-Whiskey, wir konnten uns nichts Besseres vorstellen als den Tag auf diese Weise würdig zu beenden.